“Die Mühlen stellen ein Erbe unserer oberschwäbischen Region dar.
Diese vor dem Verwaisen und dem Verfall zu bewahren bedarf eines
langjährigen, unablässigen und unermüdlichen Engagements.“
Elisabeth Jeggle, Europaabgeordnete und Schirmherrin der Mühlenstraße

Mühlrad am Schulzentrum Ochsenhausen II

Mittwoch, 11 Mai 2016.

Mühlrad am Schulzentrum Ochsenhausen II

Mühlrad am Schulzentrum Ochsenhausen

Schon im November letzten Jahres haben wir in der Mühlenpost über das Projekt Wasserrad für eine Schule berichtet. Nun hat Hans Jörg Reiff die Lehrer und Schüler interviewt, die an diesen Projekt arbeiten. Das ist sein Bericht:

 

Dinkelmüller Gerd Graf lässt sich gerne als „Zündfunken“ bezeichnen.

Der unermüdliche Einsatz von „Dinkelmüller“ Gerd Graf aus Tannheim und seiner Mitstreiter für die historisch wichtige, breit gestreute und unerschöpfliche Wasserenergie Oberschwabens hat im fernen Abu Dhabi ein starkes Echo gefunden. Die Wasserrad-AG des Gymnasiums Ochsenhausen ist im Januar 2016 zusammen mit Schülergruppen aus Überlingen, Bad Saulgau und Ulm  mit dem „Zayed Future Energy Prize 2016“, der mit 100 000 US-Dollar dotiert ist,  ausgezeichnet worden.

Gerd Graf hat zusammen mit Dr. Lutz Herbst, der jüngst für seine Forschungen auf dem Gebiet der historischen Wasserbautechnik ausgezeichnet worden ist, die Konzeption und Realisation der Oberschwäbischen Mühlenstraße mitgestaltet. Weit über Tannheim hinaus wirbt er unermüdlich für das Verständnis alter Energieformen. „Unsere Vorfahren haben noch vom Wert der Wasserkraft gewusst“, sagt er und führt gerne ständig neue Gruppen, Erwachsene und am liebsten auch Kinder, durch seine Mühle. So gering die Wasserkraft an seinem Bach auch sei, so beachtlich sei ihre Wirkung. „Mit der Kraft, die einen Fön antreibt, betreibe ich meine ganze Mühle“, erklärt er den staunenden Besuchern. „Diese Wasserkraft ist immer zur Verfügung, kontinuierlich, Tag und Nacht, 365 Tage im Jahr.“

So wie diese kleine, aber unerschöpfliche Kraft in Gerd Grafs Mühle über unzählige Transmissionsriemen übertragen und nutzbar gemacht wird, so hat auch sein beharrlicher Einsatz für diese Idee nun über verschiedene „Transmissionsriemen“  eine breitere Öffentlichkeit erreicht. Zwar habe er schon vor Jahren nachweislich in einem Brief an Bürgermeister Denzel auf die Wasserenergie hingewiesen, die sich  im Gefälle des Krummbachs auf dem Weg durch das Schulzentrum zur Rottum verberge, aber er habe zunächst keine Resonanz erfahren. Geändert hat sich dies erst durch die Gründung einer überaus erfolgreichen Technik-AG am Gymnasium, deren Leiter Tobias Beck inzwischen zum Leiter des Schülerforschungszentrums (SFZ) Südwürttemberg  ernannt worden ist. Lehrerin Nadja Titze, die derzeit mit viel Tatkraft das „Wasserrad-Team“ betreut, spricht immer wieder vom „Zündfunken“, der von Gerd Graf ausgegangen sei.

Nun ist die Idee, fließendes Wasser über ein Wasserrad in Energie zu verwandeln, als solche nicht unbedingt innovativ und preiswürdig – schon gar nicht in dieser Höhe. Aber das Wasserrad ist in den Planungen der Ochsenhauser Schüler nur ein Teil eines umfassenden Netzwerks alternativer Energien, die an verschiedenen Orten erzeugt und auf raffinierte Art und Weise zusammengeschaltet werden. So liefern ähnliche Arbeitsgemeinschaften an einigen Orten der Region Strom: Winderzeugte Energie kommt aus Bad Saulgau, Überlingen baut ein Methan-Gaskraftwerk, Friedrichshafen steuert Solarenergie bei, die Wasserkraft aus Ochsenhausen sorgt für die Grundlast und Ulm kümmert sich um die technischen Probleme bei der Steuerung dieses Netzwerks. Tobias Beck sieht das Ochsenhauser Projekt in einem größeren Kontext: „Endlich entsteht eine weltweite Bewegung; auch die großen Nationen beschäftigen sich neuerdings ernsthaft mit regionalen Energien und dem Klimawandel.“ Die Staaten schaffen starke Anreize, sich mit neuen Technologien zu befassen. Bei dem von Abu Dhabi ausgelobten Preis handle es sich schließlich nicht um „Peanuts“, meint Beck, und von diesem Impuls hat sich das SFZ nicht zuletzt auch inspirieren lassen.

Auch auf der Frühjahrsmesse „Haus Holz Energie“ haben die Schüler Alexander Graf, Julian Haasis, Benno Hölz, Niklas Remiger und Lucas Scherer ihre Pläne vorgestellt und an einem Modell erläutert. Dieser überzeugende  Auftritt und die  Auszeichnung mit dem hochdotierten internationalen Preis haben dem Projekt große Beachtung verschafft. Das hat natürlich Vorteile, was die Finanzierung betrifft – die Stadt Ochsenhausen gewährt z.B. 30 000 Euro Zuschuss und örtliche Unternehmen  wollen sich anschließen. Auch der Kreis der wissenschaftlichen Mitarbeiter bis hin zur Hochschule Biberach  hat sich vergrößert, so dass Gerd Graf und sein Freund, der Wasserradbauer Walter Tagmann, etwas in Sorge sind, ob bei der anstehenden  Realisierung  des Projekts die Praktiker mit ihrer Erfahrung gebührend zum Zuge kommen. Das alles kümmert die Schüler wenig. Die Koordination der Energiequellen effizient zu steuern, sei sehr schwer, geben sie zwar zu. „Aber bisher haben wir im Verlauf der umfangreichen Messungen alle Schwierigkeiten gemeistert und immer eine Lösung gefunden“, sagt Alexander Graf aus der Klasse 10 selbstbewusst. Und warum sollte dies nicht so bleiben bis zur Fertigstellung der Gesamtanlage?

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Gerd Graf
Mühlbergstr. 10
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Telefon: 08395 - 12 09
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